Schule bringt Leben ins Dorf
Verein Selbstverwaltung tourt durchs Land
Rehestädt/Amt Wachsenburg, 4. Februar. Wer gedacht hat, dass mit dem Erfolg beim Scheitern der Zwangs-Gebietsreform beim Verein Selbstverwaltung für Thüringen e.V. die Luft raus sei, muss sich eines Besseren belehren lassen. Derzeit touren die Vereinsmitglieder unter dem Motto „Schule bringt Leben ins Dorf“ durch das Land und werben für den Erhalt der Schulstandorte im ländlichen Raum. „Mit dem Schulstandort steht und fällt die Attraktivät von Wohnstandorten.“, weiß Vereinschefin Constance Möbius. Der Verein leuchtet das Thema von verschiedenen Seiten aus und holt sich dafür unterschiedliche Fachleute ins Boot. Während vor kurzem in Hermsdorf die Greizer Ländrätin Martina Schweinsburg die Auswirkungen vor allem auf Schulen in ihrer Zuständigkeit verdeutlichte, war gestern der stellvertetende Bundesvorsitzende des Beamtenbundes, Jürgen Böhm, zugleich Bundesvorsitzender des Realschullehrerverbands, Gast des Vereins am Montagabend in Rehestädt. Der gebürtige Hirschberger, der heute in Bayern lebt, hielt ein starkes Plädoyer für Real-und Regelschulen und warb dafür, nicht alle Kinder zu einer akademischen Laufbahn zu treiben. „Während in den Handwerksberufen der Nachwuchs fehlt, wird es in vierlen Branchen zu viele Akademiker geben.“, weiß der Pädagoge und zeigte den Anwesenden Auswirkungen des vorliegenden Gesetzentwurfs auf. Anhand Schleswig-Holsteins könne man examplarisch aufzeigen, wie stark eine solche Entwicklung, wie sie auch der Thüringer Gesetzentwurf aufzeige, Bildungsqualität beeinträchtige.
Dass Politik die Arbeit des Vereins ernst nimmt, zeigte nicht nur die Anwesenheit von vier Landtagsabgeordneten: Wie schon in Hermsdorf standen Vertreter der Linken vor der Tür und verteilten Flyer. In der gut zweistündigen, leidenschaftlichen Diskussion, die der Hohenleubener Bürgermeister und Vorstandsmitglied Dirk Bergner moderierte, sprachen sich etliche Besucher für den Erhalt kurzer Schulwege und wohnortnahe Bildungsangebote aus. Auch ein Gesamtschulleiter war da und sprach über seine Schule, die bereits als Regelschule erfolgreich war und dies noch heute sei. Einhelliger Konsens war, man dürfe nicht eine Schulart gegen die andere ausspielen. Sabine Kraft-Zörcher, stellvertretende Vereinschefin, erläuterte juristische Folgen des Gesetzentwurfs. Grund tenor der meisten Teilnehmer war die Forderung nach mehr Bildungsqualität und dem Erhalt einer vielfältigen Bildungslandschaft. Dabei brach Böhm auch eine Lanze für den Erhalt der Förderschulen: „Wir haben die besten Förderschulen weltweit. Was ihnen derzeit angetan wird, ist nicht der Sinn der Sache.“ Inklusion bedeute, benachteiligte Menschen ins Leben einzuschließen und nicht zwangsweise in Schulen, in denen ihnen nicht so gut geholfen werden könne, wie in den erstklassigen Fördereinrichtungen. Wie sehr das Thema den Menschen unter den Nägeln brennt, zeigte auch die rege Teilnahme. Außer von den Veranstaltern und dem Referenten dürfte die weiteste Anreise ein engagierter Techniker aus Auma-Weidal gehabt haben, der leidenschaftlich bessere Bildung und den Erhalt der Schulen vor Ort einforderte. Vereinschefin Möbius danke abschließend dem anwesenden Ortsteilbürgermeister Uwe Güttich, der gelich zu Beginn ein Grußwort gehalten hatte.